Die Gesamtschule Reichshof (Oberbergischer Kreis) hat einen Quantensprung ins Internet-Zeitalter gemacht. Innerhalb von nur viereinhalb Jahren wandelte sie sich zu einer Schule, die „unter Beteiligung aller Lehrenden und Lernenden systematisch zeitgemäße Medien nutzt, um Unterricht zu verbessern“. So hatte die Bezirksregierung die Anforderung an den Sonderpreis des Webbewerbs formuliert.
Die Jury war vom Medienkonzept der Gesamtschule überzeugt. Dort gibt es eine iPad-Klasse, spezielle Fortbildungen für das ganze Lehrerkollegium und in jeder Klasse einige Schüler, die zu Medienscouts ausgebildet werden – ein beispielhaftes Programm.
Karl-Robert Weigelt von der Bezirksregierung Köln überreichte den Scheck über 1000 Euro an Schulleiter Dieter Ströhmann, die Schülerinnen Jessica Meyer und Lorena Koch und ihren Lehrer Jens Schunke-Galley. Der Pädagoge ist Medienprojektkoordinator an der Gesamtschule und hat das Konzept federführend umgesetzt.
Noch vor viereinhalb Jahren war Medienkompetenz keine Stärke der Schule. Schunke-Galley: „Wir hinkten 15 Jahre hinterher. Es gab zwei mittelalterliche Computerräume und kein Funknetzwerk.“ So ernüchternd die Bestandsaufnahme war, so engagiert startete die Schulgemeinschaft ins Internet-Zeitalter. Ein Plan für die Medienbildung wurde aufgestellt und umgesetzt.
In der Unterstufe lernen die Gesamtschüler den Umgang mit Textverarbeitung, Powerpoint-Präsentationen und einem Tabellen-Programm. Und noch wichtiger: Sie werden über die Gefahren im Internet aufgeklärt, sagt Schunke-Galley: „Fächerübergreifend sprechen wir über Themen wie Cybermobbing und Persönlichkeitsrechte. Die Schüler lernen, welche Infos in ein Profil gehören und welche nicht.“ Vertiefend werden pro Klasse zwei bis drei Schüler zu Medienscouts ausgebildet, die ihre Kameraden beraten und Lehrern im Unterricht assistieren.
Auch die Lehrer müssen ständig dazu lernen. Sie werden von externen Experten im Umgang mit interaktiven Tafeln und iPads fortgebildet. Mit den Computern im Tabletformat arbeitet eine Pilotklasse seit Januar 2012 in allen Fächern – und mit sehr guten Lernerfolgen.
Die Universität zu Köln evaluiert den Nutzen des Tablet-Unterrichts im Fach Physik – eine großangelegte Studie, welche auf andere Schulen erweitert wird.
Langfristig will die Gesamtschule alle Klassen mit iPads ausrüsten. Dazu dient auch ein eigens von Schülern eingerichteter Sozialfonds, in den auch das Preisgeld wandert.
Jens Schunke-Galley unterstreicht, wie wichtig das Medienkonzept ist: „Heute können Schüler unmöglich alles lernen. Es ist zwar wichtig, dass sie die Grundlagen beherrschen. Doch noch wichtiger ist es, dass ihnen die Schule Methoden an die Hand gibt, um mit Inhalten und Wissen umgehen zu können.